Fascination

Who’s Afraid of Baddy D. Jane? Tag:2

Heute: Ein Besuch auf der Biennale di Venezia. Exklusiv für das Baddyforum International gewährt uns die Szenejournalistin Adrianna Braun einen Einblick in ihre Reisenotizen, die sie rund um den Globus während ihrer Recherche für die Biografie über das Kultur-Phänomen Baddy Dolly Jane gesammelt hat. Kühl und mit Akribie erkundet sie die Welt von Baddy Dolly Jane: eine einzigartige Welt aus Kreativität, Macht, Status und Geld. Sie hat mit hunderten Insidern, Künstlern, Galeristen, Kritikern, Kuratoren, Sammlern und Politikern gesprochen. Dabei verfolgt sie ein Ziel: ein exklusives Interview mit Baddy Dolly Jane.

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Adrianna Braun

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January 31, 2018

Tag 2: Biennale di Venezia — It’s showtime folks!

Venedig. Es herrscht eine mörderische Hitze in der ersten Juniwoche.

9.54 Uhr

Mein Wecker sagt mir, dass ich verschlafen habe. Die gestrige VIP-Party des Deutschen Pavillons auf der kleinen ehemaligen Lepra-Insel San Lazzaro und die anschließende V-VIP-Party in der Villa aus Viscontis „Tod in Venedig“ waren doch etwas zu viel. Mir bleibt nur noch eine Stunde Zeit bis zur Pressekonferenz mit dem britischen Künstler Liam Gillick, der die Installation einer Küche (so genannte „Frankfurter Küche“) vorstellt, und Nicolaus Schafhausen, der diese Schau des Deutschen Pavillons kuratiert.

Auf dem Gelände der Gardini strömen mir wasserstoffblondierte Damen mit rosa Lippenstift und Louis Vuitton-Täschchen entgegen. Selbstverständlich muss die Pressekonferenz im entlegensten Winkel stattfinden, sodass meine Kollegen und ich erst mal über eine halbe Stunde in der prallen Sonne durch Kiesel und Erde stampfen müssen. Bedeckt mit einer weißen Schicht aus Staub kommen wir an unserem Ziel an: „Sono journalista“ (z. Dt.: Ich bin Journalistin) öffnet mir alle Türen. Auf dem Podium präsentieren Gillick und Schafhausen ihr künstlerisches Konzept. Der Kurator ist wie immer lässig in Blautönen gekleidet. Seinen Stil unterstreicht eine coole Ray- Ban-Sonnenbrille. Liam Gillick wirkt enttäuschend winzig – er ist höchsten 1,70 m groß. Ob er diese Unzulänglichkeit mit einer tollen Persönlichkeit ausgleichen kann? Wie fast immer darf ich die erste Frage stellen (auf englisch): „Liam, wird Ihre Strategie, den Marktwert Ihrer Arbeiten durch die Präsentation auf der Venedig Biennale zu steigern, aufgehen – trotz der Verrisse in Presse und Medien?“ Meine Sitznachbarin, die anscheinend dieselbe Frage stellen wollte, senkt ihren Arm. „Mich interessiert Geld nicht. Ich interessiere mich nur für Kunst!“, antwortet der Künstler entschlossen und ballt die Hand zur Faust. „Irgendwie ist er ganz niedlich“, denke ich mir.

11.43 Uhr

Draußen treffe ich zufällig auf Rob Storr, der bereits vor ein paar Jahren Leiter der Venedig Biennale war. Er macht mir ein Kompliment über meinen neuen Borsalino (ein helles Frühjahrsmodell). Ich erwidere gerne das Kompliment und begebe mich zum nächsten Schauplatz.

Vor dem Deutschen Pavillon werde ich unerwartet Zeugin einer Auseinandersetzung: Eine zierliche, junge Frau um die 20 prügelt sich mit einem circa 50-jährigen, dunkelhaarigen Mann, eher kleinerer Statur: „Rainer, du bist ein Arschloch und du nutzt die Studenten aus!“ Er antwortet mit einer Wasserfontäne aus seinem Mund, die auf ihr Dekolleté und ihren Fotoapparat klatscht. Danach schiebt er einige Worte in österreichischem Akzent nach. Ich habe leider keine Zeit, mir das Spektakel weiter anzusehen, denn auf mich wartet Carla Schulz-Hoffmann, die stellvertretende Direktorin der Bayerischen Staatsgemäldesammlung. Nachdem auch hier gegenseitig Komplimente ausgetauscht wurden, spricht sie über Liam Gillicks Präsentation: „Die künstlerische Leistung ist eher enttäuschend und funktioniert in meinen Augen nicht“ – zukünftig liegen alle Hoffnungen eines gelungenen Deutschen Pavillons auf Baddy.

1.48 Uhr

Meine Kollegin und ich stehen vor einer Entscheidung: Entweder gehen wir jetzt zur Party des Milliardärs Francois Pinault, welche in seinem Museum stattfinden wird, oder zur V-VIP-Party des Russischen Pavillons auf der Jacht des Kunstexperten Roman Abramovich. Die russischen Künstler Dubossarski und Vinogradov sowie der Kurator des Pavillons, Tsereteli, haben uns eine Einladung besorgt. Wir sind hin- und hergerissen. Schließlich entscheiden wir uns für die Russen, denn die wissen, wie man feiert. Der Vodka wird in Strömen fließen. Angeblich wird Baddy dort auch erscheinen, denn sie hat eine exzellente Vernetzung in die russische Kunstszene.

In den dunklen und seltsam leeren Gassen Venedigs treffen wir auf dem Weg dorthin unerwartet auf einen völlig verzweifelten Greis mit altmodischer Brille in Eichmann-Optik. Er ist recht groß und trägt einen auffällig zerknitterten Anzug. Neben ihm steht ein abgenutzter Trolley. „Ich habe mich verlaufen und kann mein Hotel nicht finden. Bitte helfen Sie mir!“, wendet er sich an uns. Es ist Kasper, Kasper König, den ich zunächst gar nicht erkannt habe. Er zieht einen Ausdruck seiner Hotelreservierung aus der Jackentasche und streckt ihn uns entgegen. ...

Lesen Sie hier Tag 3 aus der Reihe "5 Tage in der Kunstwelt": Baddy, das Obskure Objekt der Begierde — Sotheby's & Saatchi.
Lesen Sie hier den vorherigen Artikel über Tag 1 aus der Reihe "5 Tage in der Kunstwelt": Interview with Robert Storr.

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