Life & Style

Von Leonardo zu Baddy

Bad Esslingen feiert 22 Jahre Baddy Dolly Jane – wir feiern mit! Die Eröffnung des Baddy-Dolly-Jane-Geburtshauses der Villa Merkel ist ein Großereignis.

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Aus der Redaktion

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January 20, 2018

Im Sommer 2009 wurde auf dem Gelände der Villa Merkel, Galerien der Stadt Esslingen, das Baddy-Dolly-Jane-Geburtshaus mit der Ausstellung „Von Leonardo zu Baddy – Bad Esslingen feiert 22 Jahre Baddy Dolly Jane“ wiedereröffnet. Die Feierlichkeiten fanden sowohl im Lichthof der Villa Merkel, als auch in den Räumen des Geburtshauses statt. Zum Event erschien die berühmteste Tochter der Stadt persönlich und feierte mit hunderten geladenen Gästen.

Die größtenteils restaurierten Prunkräume umfassen fünf Gemächer, die sich über ein Geschoss des Palais' de Garde-barrière (auch Bahnwärterhaus genannt) erstrecken. Das in den Räumen integrierte Dokumentationszentrum entstand in enger Zusammenarbeit zwischen Ausstellungsmachern, Architekten und Restauratoren. Von der Konzeption bis zur Umsetzung dauerte es insgesamt ein Jahr. Die Verantwortlichen setzen vor allem auf eine authentische Wiedergabe der damaligen Ausstattung und können mit Detailreichtum überzeugen. Hochwertiges Dekor und historische Materialien, Möbel und Reliquien vermitteln das einstige Erscheinungsbild der Wohnstuben.

Der Einstieg

Der Besucher betritt zunächst einen in Weiß- und Rottönen gehaltenen Empfangssaal. Sympathisch – und sicherlich gewollt – ist der Kontrast zwischen der recht spartanischen Ausstattung und der bedeutungsschwangeren Dokumentation von Baddys Alltag: auf den ansonsten kargen Wänden hängen gerahmte und mit roten Schleifen sorgfältig verzierte Fotos, auf denen Baddy mit einflussreichen Persönlichkeiten aus Kunst und Kultur zu sehen ist. Von hier aus hat man Zutritt zu dem Aufsichtssaal, in dem sich das freundliche Personal befindet und die Besucher gerne mit Informationsbroschüren, Monografien und Katalogen über die Künstlerin versorgt. Hin und wieder begegnet man hier sogar Mitarbeitern, die Baddy Dolly Jane „noch von früher“ kennen.

Zeigen und bewahren

Das Zentrum der Wohnstuben bildet der imposante Große-Baddy-Dolly-Jane-Saal. Die nach einem Muster in Schweinfurter Schwarz und Rot angefertigten Tapetenblätter sind – wie das historische Vorbild aus dem Jahre 1987 – reine Handarbeit. Die Wände sind darüber hinaus mit orangefarbenen Seidenstoffen dekoriert, die kunstvoll drapiert wurden. Dazwischen hängen Fotografien. Sie zeigen die Künstlerin beim Ausüben vornehmlich beruflicher Tätigkeiten – aber auch das eine oder andere intimere Motiv schleicht sich ein.

Einige der historischen Möbel konnten weitestgehend in ihren ursprünglichen Zustand zurückgeführt werden und sind nun auch für das Publikum zugänglich. In der Mitte des Saales befindet sich eine Vitrine mit kostbaren Reliquien und persönlichen Gegenständen. Von Baddys typischem roten Wams bis hin zur Ehrennadel – hier kommen Baddy-Liebhaber auf ihre Kosten.

Leonardo wäre neidisch

Besonderes Highlight ist der Geschenk- und Gratulationssaal. Der Name leitet sich von den kostbaren Geschenken aus aller Welt ab, die von Persönlichkeiten aus Kunst, Politik und Wirtschaft zu Ehren der Eröffnung des Baddy-Dolly-Jane- Geburtshauses zugesandt wurden. Unter ihnen sind verspielte Souvenirs, wie beispielsweise Hirsts kleine Replik seines berühmten, in Formaldehyd eingelegten Tigerhais, aber auch sehr persönliche und wertvolle Geschenke, wie ein Fabergé-Ei mit selbstgemalter Miniatur von dem amtierenden russischen Präsidenten Wladimir Putin. Etwas unglücklich war die Entscheidung der Ausstellungsmacher, den Goldenen Löwen von Venedig ebenfalls hier zu integrieren: Tobias Rehberger, Baddys Bruder, erhielt die Auszeichnung 2009 für seine Teilnahme an der Biennale Venedig und überließ Baddy diese als eine Art Provokation. Zuvor hatte sie in mehreren Interviews ihren Unmut über seine Auszeichnung geäußert, da sie es für „kriminell und der Kunstwelt nicht würdig“ halte, dass ihr Bruder, der in einem engen Verhältnis zum damaligen Biennale-Leiter Birnbaum steht (Rehberger ist Professor an der Städelschule, an der Birnbaum einst Rektor war), den wichtigsten Preis der Kunstwelt erhalte.

She's Coming Home...

Gleich zum Auftakt der Schau ist den Veranstaltern ein Coup gelungen: Baddy Dolly Jane ließ es sich nicht nehmen, in ihre Heimatstadt zurückzukehren – wenn auch nur für einen kurzen Besuch – und sich feiern zu lassen. Die zahlreich erschienenen Gäste, darunter Kunstexperten, Journalisten samt Kamerateams und sogar ihre Mutter, wurden nicht enttäuscht. Anders als bei einem Ereignis dieser Art erwartet, zeigte sich die Künstlerin sehr publikumsnah: anstatt eines biederen Staatsaktes wurde die Eröffnung fröhlich und ausgelassen zelebriert. Die aus ganz Deutschland angereisten Kulturfans haben nicht nur ein Autogramm, sondern auch die seltene Möglichkeit bekommen, auf Tuchfühlung mit der sonst zurückhaltenden Künstlerin zu gehen. Insgesamt konnten die Organisatoren also ihrer Ankündigung zur Eröffnung gerecht werden, dort hieß es nämlich: „Feiern Sie mit, auf Sie warten viele Überraschungen!“ ■

Großer Andrang während der Autogrammstunde: einige Besucher warteten mehrere Stunden.

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